Es ist Freitag, Jessica freut sich schon aufs Wochenende. Sie möchte in ihrem Lieblingsclub wieder auf den Putz hauen, sich präsentieren und vielleicht neue Bekanntschaften schließen. „Da muss ein besonderes Outfit her, am besten dieses schwarze spitzen Kleidchen aus meinem begehbaren Kleiderschrank“, denkt sich Jessica. Doch plötzlich schießt ihr in den Kopf: „Schei** , das hatte ich schon das vorvorvorletzte Mal an!!! Die Leute werden sich bestimmt daran erinnern. Ich muss mir was neues kaufen.“
Ja, so selbstverständlich ist es für uns geworden immer neubekleidet zu sein. Das was Jessica durchmacht kennen wir entweder von uns selber oder vom Hörensagen. Man kauft etwas, trägt es ein- oder keinmal und kauft wieder, am besten aber bitte billig.
Wir kaufen so viel ein, dass man diesen Konsum- und Billigwahn durch billige Arbeitskräfte zu stillen versucht.
Vor ein paar Wochen stellte Dandy Diary ein Video ins Internet in dem eine Kinderarbeitsstätte gezeigt wird. Minderjährige sitzen an ihren Nähmaschinen und stellen Shirts für einen namhaften Moderiesen her in dem jeder von uns schon shoppen war. Auf die Authentizität des Videos und Vorwürfe gehe ich nicht ein, dies bleibt jedem selber überlassen. Aber ich bin froh darüber, dass wieder jemand mit dem Finger draufzeigt, denn Kinderarbeit ist ein Problem für das wir alle verantwortlich sind. Denn unser kapitalistisches Leben macht uns alle zu Täter, schließlich reichen uns ein Paar Freizeitschuhe und ein Paar Schuhe für besondere Anlässe nicht mehr, wir sind unersättlich und gierig geworden.
Ich bin dafür, dass man ähnlich wie bei Zigarettenpackungen, mit einem Etikett auf Kinderarbeit hinweist. Ich glaube, uns Konsumenten diesen Missstand unter die Nase zu reiben würde eher ein Umdenken herbeiführen, denn der Endverbraucher stellt sich leider zu oft blind, taub und vor allem stumm.
Schließlich soll jeder Mensch die gleichen Chancen haben und die Schule besuchen können, den Minderjährigen in Bangladesch bleibt dies vorerst durch die von uns verursachten Umstände verwehrt.
2 thoughts on “Konsum- und Billigwahn”
Ich finde es gut, dass du solche Themen auf dem Blog ansprichst und Leute auf diese und vergleichbare Gedanken bringst. Die Frage ist aber eigentlich nun noch, was tun wir selbst dafür? Wie können wir aus diesem Kreis ausbrechen? Ich finde das schwierig und kann verstehen, dass viele den Überblick verlieren und unsicher sind. Ich persönlich versuche aber mich mehr und mehr mit ‚Fair Fashion‘ zu beschäftigen und hoffe, dass das Thema in den kommenden Jahren größer wird und es allen leichter fällt, aber auch bewusster wird, was wir tun können.
Liebe Grüße
Lynndgren Lynndström
http://www.lynndgrenlynndstroem.blogspot.de
Ich habe angefangen, bewusst weniger zu konsumieren, und vor allem bewusst auf Kleidung, die in Risikoländern produziert wurde, zu verzichten. Zusätzlich habe ich dadurch, dass ich vor kurzem nach Berlin umgezogen bin („ausgewandert“ klingt so seltsam), auch keinen Zugriff auf den Großteil meines Kleiderschranks. Und ich muss sagen, es ist ziemlich entspannend, so wenig Zeug zu besitzen… ich habe jeden Tag das Gefühl, gut angezogen zu sein und meine „Ich hab nix zum Anziehen“-Tage haben sich ziemlich minimiert ;)